Edi Linserstraße 11
Österreich
Der Weg
Vor mir waren Gestrüpp und Bäume, links von mir waren Bäume, rechts von mir war ein Abgrund und hinter mir waren Bäume. Wenn ich jetzt zurück ginge, wäre der Weg bald vorbei. Ich überlegte, was ich nun tun sollte. Nach vor ging nur schlecht.Rechts würde ich abstürzen und wenn ich nach links ginge, würde ich vollkommen die Orientierung verlieren.Vielleicht sollte ich um Hilfe rufen. Na ja, die Chance dass mich jemand im tiefen Wald hören würde, ist ziemlich gering. Wer sollte auch ahnen, dass im tiefen Wald jemand wie ich sich verirrt hatte. „Mein Handy!“, dachte ich und griff sofort danach. Da war es nicht und hier auch nicht, womöglich hatte ich es auf dem Weg hierher verloren. Nein, ich war schutzlos und ohne jegliche Hilfe im Wald verschwunden, ohne auch nur zu wissen, wo ich war. Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Müde und erschöpft machte ich mich auf die Suche nach einem Platz, wo ich diese eine Nacht vor wilden Tieren und Regen geschützt sein würde. Meine Wahl fiel auf einen mit Moos ausgelegten Baum. Ich legte mich ins Moos und dachte noch einmal an meine Familie. Wie ging es ihnen jetzt, ich nicht da und meine Mama und mein Vater waren in ein Theater gefahren, fiel mir jetzt ein. Meine arme Schwester, sie war erst 10. Nein- es muss doch eine Möglichkeit geben von hier wieder auf den richtigen Weg zu kommen, dachte ich und sprang gleich wieder auf. Ich versuchte mich ganz schnell wieder zu erinnern, was ich alles gesehen hatte. Okay- da war dieser seltsame grünliche Pilz dann kam der Teich, später dann der Baum mit den eingeritzten Namen und die Brücke über die ich gegangen war und einen Fuchs hatte ich noch gesehen. Nach der Brücke bog ich dann dem Weg folgend nach links ab. Und dann war ich plötzlich auf dieser Lichtung gelandet. Was würde passieren, wenn ich gerade ginge. Irgendwann würde ich sicher anstehen und nicht weiter wissen.Wie viel Zeit hatte ich noch bis es dunkel wurde? Wo würde ich wieder herauskommen? Egal, wie dem auch sei. Einen besseren Weg gab es nicht und wie heißt das Sprichwort doch so schön? Alle Wege führen nach Rom.
Aber es kam nicht so wie ich wollte. Deshalb ging und ging ich, bis ich wieder bei meinem Ausgangspunkt angelangt war. Na super.Also beschloss ich in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Und…dada! Nach zwei Minuten war ich bei meinem Ausgangspunkt angelangt. Und so kam es, dass ichendlich den Mut fassen konnte,ichging zu der Richtung, wo der Graben war und kletterte über Felsen und Steine. Was man nicht alles nur für eine glückliche Nacht im eigenen Zimmer tut. Falls ich es überhaupt so weit schaffen würde. Schon überkamen mich wieder meine alten Zweifel. Im Ort gabwahrscheinlich meine Schwester bereits eine Vermisstenanzeige auf. Was, wenn ich nie wieder zurückfinden würde?Wie würde ich dann mein Leben weiter leben? Auf einmal hörte ich die Stimme von Coldplay. Wie konnte mein Handy auf einmal wieder da sein und dazu noch Empfang haben? Gerade hatte ich es nicht gehabt. Egal-Hauptsache, ich würde noch heute aus dem Wald wegkommen. Ich ging ran und fragte, wer am Telefon war. Im Gespräch kam ich drauf, dass ich die Stimme am Telefon nicht kannte. Da erschrak ich fürchterlich und legte gleich wiederauf. Zwei Minuten danach hörte ich die Stimme im Wald hinter mir. Ich fing an zu zittern und lief in die Richtung von dem Graben weg und ließ die geheimnisvolle Stimme hinter mir, in der Hoffnung, dass sie mir nicht folgen würde. Fehlanzeige. Die Stimme folgte mir bis über die Lichtung und sie liefmir auch im Kreis hinterher. Schließlich kam es dazu, dass die Stimme meinen Arm schnappen konnte. Diese Situation war dermaßen unangenehm, dass ich einfach den Tatsachen ins Auge sah und der Person ins Gesicht sagte, sie solle mich endlich loslassen,ehe ich anfing zu schreien. Da lachte die Person nur und machte den Griff um meine Hand nur noch fester. Das ging über meine Grenzen hinaus- ich fing an meine Hand zu drehen, bis ich endlich frei war. Nun konnte ich der Person endlich in die Augen sehen. Ich sah ein bekanntes Gesicht und mich traf fast der Schlag. Die unbekannte Stimme gehörte meinem Bruder, der sich wie immer endlich von einer anstrengenden Reise bei uns erholte. Statt wegzulaufen stand ich mit offenem Mund da und sagte keinen Ton. Nun brach mein Bruder das Schweigen und fragte mich, was ich machte. Ich gab ihm die Antwort, wie er zu mir gefunden hatte. Da gab er an, er sei über meine Schwester zu dem Entschluss gekommen, mich zu suchen. Nun wollten wir endlich nachhause. Da mein Bruder ein guter Wanderer war, hatte er immer ein Seil bei sich. Das ließ er sich er sich nicht entgehen um mir zu zeigen, welch guter Kletterer er war. Schließlich kamen wir beide unversehrt an und gemeinsam mit meiner Schwester aßen wir dann zu Abend.Ich war glücklich als meine Eltern am Abend wieder nach Hause kamen.
Dieses Erlebnis brachte mich dazu, meine Grenzen zu erleben und mich über sie hinaus zu trauen!