Dein Bild - deine Geschichte Ein Wettbewerb des Buchklubs
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Gruppe
 
Gruppenname
Ted Eggscrambler
Gruppengröße
3
Alter
16 - 18
Gruppenleiter
Kristina Heilinger
Adresse
6912 Hörbranz
Rechbergstraße
Österreich

Eine Frau zwischen Ost und West - Ursula G.

Die Vertreibung der Ostdeutschen nach 1945

Um 1945 endete der 2.Weltkrieg. In Ostdeutschland zogen die Russen ein und viele der dort wohnenden Menschen wurden von ihnen vertrieben. Davon betroffen war auch Ursula G., die zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alt war. Sie floh mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter. Ihre damalige Heimat gehört heute zu Polen.
Wieso sind Sie gerade nach Österreich geflüchtet? Durch eine Flüchtlingsorganisation. Sie brachte die Flüchtlinge mit Zügen von der Stadt Plauen bis nach Lindau. Wir wussten nicht, wohin die Züge fuhren, als wir einstiegen. Viermal wurde der Zug angehalten, da Flieger darüber flogen. Als wir angekommen sind, haben wir in Lindau-Reutin hinter von Familie B. gewohnt. Danach kamen wir bei einem Bauern unter.
Vermissen Sie Ihre Heimat? Nein, ich habe kaum Erinnerungen daran und wollte eigentlich nie zurückkehren.
Was halten Sie davon, dass Ihre Heimat sich so verändert hat? Das ist mir eigentlich egal.
Fühlen Sie sich als Deutsche oder Österreicherin? Ich fühle mich Österreich zugehörig, nicht als Deutsche. Mir gefallen hier die Berge, die Menschen und der Bodensee. Meine Heimat war zwar ähnlich, doch es gab keinen See und weniger hohe Berge.
Kam es beim Flüchten zu Schwierigkeiten? Wie tolerant waren die Menschen in Lindau und Umgebung? Die Leute wollten Arbeitskräfte, jedoch wurden wir von ihnen ausgenutzt. Wir bekamen Essen, aber keinen Lohn. Sie wollten uns als billige Arbeitskräfte, nicht als Menschen.
Wir haben gehört, dass Sie nach Ihrer Ankunft in der Bodenseeregion vom Evangelischen Glauben zum katholischen konvertiert sind. Wie kam es dazu? War es Teil eines Integrationsprozesses? Ich lernte meinen späteren Mann, Georg, kennen. Er und seine Familie wohnten schon immer in Hörbranz und hatten einen Bauernhof. Weil Georgs Mutter keine evangelische Frau wollte, konvertierte ich zum Katholizismus. Meine eigene Mutter war dagegen und sagte immer „Wir sind geschiedene Leute, wenn du katholisch wirst.“ Schließlich akzeptierte sie meine Entscheidung doch. Vor der Hochzeit konvertierte ich dann zum katholischen Glauben.
Könnten Sie sich vorstellen wieder zurückzukehren? Nein, wegen den schlechten Erinnerungen an den Einmarsch der Russen. Außerdem würde ich vermutlich erkennen, dass mir meine einstige Heimat fremd geworden ist.
Was hätte sich in Ihrem Leben verändert? Ich wäre wahrscheinlich nicht konvertiert. Vielleicht wäre mein Leben ganz anders verlaufen. Aber das kann man im Nachhinein nicht sagen, und abgesehen von der Flucht und dem Krieg bin ich froh über den Lauf der Dinge.
Wie haben Sie bei der Flucht Grenzen überschritten? Wir haben es nicht gemerkt, wenn wir Grenzen überschritten haben, da wir im Zug saßen.
Wie überschreiten Sie Grenzen heute? Ganz problemlos, das war früher viel schwerer. Ich fahre noch heute oft nach Lindau zum Einkaufen.
Gab es früher oder heute mehr Grenzen? Und welche? Früher gab es mehr Grenzen. Das hat sich ja auch durch die EU verändert. Heute wäre die Hochzeit vielleicht einfacher gewesen. Ich hätte nicht konvertieren müssen und beide Elternpaare wären vielleicht offener gewesen.
Kurzer Hintergrund zum Thema
Mit ihrem Schicksal ist Ursula G. nicht allein: Vor und nach dem Ende des 2.Weltkriegs wurden 12 bis 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Mehrere 100.000 dieser Menschen mussten infolgedessen Zwangsarbeit leisten oder wurden in Lagern inhaftiert.
Mit ihrem Schicksal ist Ursula G. nicht allein: Vor und nach dem Ende des 2.Weltkriegs wurden 12 bis 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben. Mehrere 100.000 dieser Menschen mussten infolgedessen Zwangsarbeit leisten oder wurden in Lagern inhaftiert.

Geschichte
Im Februar 1945 erhielt Josef Stalin bei der Konferenz von Jalta die bereits sowjetisch besetzten Ostgebiete. Im Juli 1944 und im August 1945 mit dem zweiten Grenzvertrag hatte die sowjetische Regierung eine Grenze zwischen Polen und Deutschland anerkannt:" die Grenze zwischen Polen und Deutschland auf einer Linie westlich von Swinemünde zur Oder...“.

Man versuchte, die Vertreibung u.a. mit sozioökonomischen Zielsetzungen zu rechtfertigen. Ostmitteleuropa war zu dieser Zeit weitgehend überbevölkert.
1945 wurden die neuen Staatsgrenzen von Osteuropa von den Allierten vorläufig auf der Potsdamer Konferenz erstellt.
Zwangsaussiedlung
Die Umsiedlungen geschahen um 1945 nicht auf humane Weise, daher nennt man sie wilde Vertreibungen. Sie wurden 1946 durch internationale Kontrolle jedoch geordneter.
Vertreibungsgebiete waren neben der Lausitz, wo Ursula G. wohnte: Ostpreußen, Danzig-Westpreußen, östliches Pommern, Neumark-Brandenburg, Schlesien, Sudetengebiet, Böhmen, Südmähren, weitere Regionen in Südosteuropa.
Zahlen
Es gab dadurch rund 2,1 Mio. Todesfälle. Eine große Anzahl von Frauen wurde vergewaltigt, geschätzt ebenfalls 2 Mio. 240.000 starben infolge der Vergewaltigungen (durch Soldaten der Roten Armee). Der Großteil des Privateigentums wurde konfisziert, auch mit öffentlichem und kirchlichem Eigen

Die Mitglieder der Gruppe.