Dein Bild - deine Geschichte Ein Wettbewerb des Buchklubs
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Gruppe
 
Gruppenname
rosa
Gruppengröße
5
Alter
15 - 16
Wir sind
SchülerInnen
Gruppenleiter
Livia Jost
Adresse
1160 wien
mörikeweg 3f
Österreich
 Fünf Namen-Fünf Geschichten Bild

Fünf Namen-Fünf Geschichten


Ilona:
Ich bin ein 16-jähriges Mädel und wurde in Tschechien geboren. In einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt. Mit meinen Eltern lebte ich in einem Haus, welches nur ein paar Schritte von dem meiner Großeltern entfernt war. Ein ruhiger und friedlicher Ort. Jedoch war es sehr schwer einen guten Arbeitsplatz zu bekommen, sogar wenn man ein Studium abgeschlossen hatte.

In der Hoffnung auf eine bessere Zukunft beschlossen meine Eltern also, mit mir nach Wien zu ziehen.
Am Anfang war ich böse und traurig, dass wir wegzogen, da ich meine Großeltern und alten Freunde nur mehr selten sah. Die neue Sprache war auch ein Problem. Meine Eltern brachten mir zwar die wichtigsten Wörter bei, jedoch verstand ich im Kindergarten vieles nicht.
Mit der Zeit lernte ich Deutsch fließend zu sprechen und fand auch neue Freunde.
Nun, da ich älter und schlauer bin, merke ich, dass ich hier viel bessere Arbeitsmöglichkeiten habe und bin meinen Eltern dankbar, dass sie mit mir nach Wien gezogen sind.


Anne:
Liebes Tagebuch!
Wir waren heute mit der Klasse im Konzentrationslager Mauthausen. Es war schrecklich. Da ich Jüdin bin, betrifft mich das Thema Nationalsozialismus sehr. Ich bin in Österreich aufgewachsen, aber ich fühle mich hier nicht zu Hause. Ich kann nicht in Worte fassen, warum das so ist.
Ich wollte dir heute etwas erzählen, was aus tiefstem Herzen kommt. Normalerweise traue ich mich nicht, meine Gedanken laut auszusprechen. Wenn wir in der Schule über den zweiten Weltkrieg reden, werde ich immer besonders behandelt, als wäre ich anders. Ich möchte doch bloß normal behandelt werden. Auch wenn ich mich in Österreich nicht ganz wohl fühle, wird die schlimme Zeit gut aufgearbeitet, es gibt Gedenkfeiern und Toleranz gegenüber den Juden.
Ich fühle mich nicht ganz wohl in Österreich, aber ein besseres Leben könnte ich mir nicht vorstellen. Meiner Familie und mir geht es hier gut. Womöglich hätte ich es in einem anderen Land auf der Welt nicht so schön wie hier. Ich bin dankbar, dass mir keine Grenzen gesetzt werden.


Semi:
Mein Name ist Semi. Ich komme aus einem kleinen Dorf in Tunesien. Als ich zehn Jahre alt war, haben mich meine Eltern in die Stadt geschickt, damit ich arbeite und Geld verdiene. Sie konnten nicht mehr für mich sorgen. Jetzt, sechs Jahre später, habe ich noch immer keine richtige Arbeit. Keine Bildung. Mit Gelegenheitsjobs versuche ich mich über Wasser zu halten. An eine Ausbildung ist nicht zu denken. Viel zu teuer. In einer alten Suppendose sammle ich Geld für eine Überfahrt nach Europa. Viel kann ich nicht sparen, schließlich muss ich ja auch von etwas leben. Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben, ist sie auch noch so klein, ist besser als nichts. Hier habe ich keine Zukunft. Es gibt keine Jobs, kein Geld. Das Meer trennt mich von Europa, dem besseren Leben, wie alle sagen. Aber das Meer ist die kleinste Hürde, die ich nehmen muss. Die viel größere ist die Regierung am anderen Ufer. Sie schickt viele von uns wieder zurück. Das gesparte Geld. Weg. Doch vielleicht habe ich Glück. Vielleicht kann ich bleiben. Meine Träume sind naiv, doch sie sind alles, was ich habe.


Thomas:
Ich sitze am Ufer des Bosporus. Auf der gegenüberliegenden Seite liegt der europäische Teil von Istanbul und hier der asiatische Abschnitt der Stadt. Istanbul - das Zentrum für Kultur, Handel, Finanzen und Medien.
Ich bin schon so weit gekommen. Aber wo stehe ich eigentlich? Ich unterrichte Deutsch in der Türkei. Ich verbreite meine Muttersprache. Im Unterricht komme ich gut zurecht. Der Alltag hingegen ist sehr schwer zu meistern. Ich kann mich so gut wie gar nicht verständigen. Lieber sitze ich hier am Ufer und starre in die Ferne, statt mich in ein Cafe zu setzen und vergeblich zu versuchen das zu bestellen, was ich tatsächlich haben möchte. So werde ich nicht weiter kommen. Meine Vorstellung vom deutschsprachigen Lehrerleben in Istanbul, einem türkisch sprechendem Land, ist erloschen.. Hier stehe ich an. Ich sollte einen Sprachkurs belegen, sonst ist hier das Ende meiner Reise. Schon nach einem Monat bin ich gescheitert.


Amirah:
Liebes Tagebuch,
Ich hab es satt. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Egal wie lange ich noch hier bleibe, es wird sich nichts ändern. Ich werde immer ausgegrenzt sein. Seit ich vor sieben Jahren nach Österreich gekommen bin, ist mein Leben die Hölle. Für meine Familie und mich war es schon schwer genug nach Österreich zu ziehen, die Sprache nicht zu beherrschen, ohne jegliche Hilfe. Wir hatten nur uns und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Hier werde ich täglich von meinen Mitschülern ausgelacht, weil ich ein Kopftuch trage und 'komisch' spreche. Ich werde ausgegrenzt und habe keinen einzigen Freund, weil niemand mit dem seltsamen Mädchen aus Ägypten befreundet sein will. Nicht einmal wenn ich nach Ägypten fahre, gehöre ich wirklich dazu. Dort bin ich auch nur diejenige, die weggezogen ist und nun ein besseres Leben führt. Von wegen. Ich wünschte, wir hätten Ägypten nie verlassen.

Caroline Frey
Gabriela Epstein
Saskia Lakatos
Sarah Mayer
Livia Jost